UNTERWEGS sein...
Sigrid Balke sba.texte
Visionär unterwegs ...

...war der Ulmer Schneider Albrecht Ludwig Berblinger sowohl mit der Entwicklung von Prothesen für Kriegsversehrte, als auch mit seiner Idee vom Fliegen.
Es war im Jahr 1811, als der Ulmer Albrecht Ludwig Berblinger mit einem selbstgebauten Fluggerät über die Donau gleiten will. An den Hängen des Michelsberg war er damit durchaus erfolgreich gewesen, doch über Wasser fehlt die notwendige Thermik. Selten passte das Wort "Fallhöhe" so gut zu einer Geschichte. Denn Berblinger, der wider besseres Wissen startet,scheitert mit seinem gewagten Versuch vor den Augen Tausender Zuschauer an den Donauufern - er fällt ins Wasser und in den sozialen Abstieg.
Rückblickend weiß man: der Name Berblinger steht für Mut zum Risiko, für Abheben, Höhenflüge und Abstürze, für Scheitern und Erfolg. Es geht nicht um die Frage: „Was ist, wenn ich falle“?, sondern „Was ist wenn ich fliege“?
Den Geist des Schneiders von Ulm in die Gegenwart bringen ist das Ziel des Musicals „Ich bin ein Berblinger“, dass derzeit auf der Wilhelmsburg zu sehen ist. Die Kernfrage der Geschichte: "Wie kommt sich jemand vor, der in Ulm aufwächst und Albrecht Ludwig Berblinger heißt? Der will doch die Schmach des Namens ausgleichen." Ganz dem Genre entsprechend bewegt sich die Handlung zwischen Klamauk im Irrenhaus und durchaus nachdenklichen Zwischentönen, fetzigen Songs und Schnulzen aber bei dem Versuch aktuelle gesellschaftspolitische Themen unterzubringen, verliert die Handlung manchmal den Blick auf die Kernaussage der Geschichte.Am Ende erkennt der Protagonist des Musicals das Scheitern keine Schmach ist, und entwickelt aus dieser Erkenntnis sein neues Geschäftsmodell, aber der Handlungsablauf könnte stringenter und klarer sein.
Den Namen Berblinger verbinde ich mit dem Thema Scheitern und dem Umgang damit. Nach wie vor aktuell und ausreichend Stoff für Geschichte und Geschichten...