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Sigrid Balke

Journalistin (DFJV)

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Was ist Kunst wert?

Das, was der Sammler bereit ist, dafür zu zahlen. Diese Antwort ist korrekt, aber nicht ausreichend.


Einblicke, wie der Kunstmarkt funktioniert, und wie Künstler und Galeristen die Preise für Kunstwerke festlegen, gab es bei einer Matinee im Museum Ulm. Kompetente Gesprächspartner von Moderator Dr. Christian Katzschmann, Chefdramaturg am Theater Ulm, waren Museumdirektorin Dr. Stefanie Dathe und der Künstler Willi Siber.


Sie beantworteten die Fragen aus ihrer jeweiligen Perspektive und sprachen sowohl Aspekte des Kunsterwerbs, als auch des Kunstverkaufs an. Museen haben ein begrenztes Budget und sind durch Preise, die von Sammlern durchaus bezahlt werden, bei ihren Ankäufen zunehmend eingeschränkt. Das Museum Ulm hat sich daher auf den Erwerb zeichnerischer Werke fokussiert, die noch zu bezahlbaren Preisen auf dem Markt sind. Künstler* kennen den Käufer ihrer Arbeiten nur in Einzelfällen, lediglich in der Schweiz ist es üblich, den Künstler über den Käufer zu informieren. Er weiß also meist nicht, wer sein Werk erworben hat. Auch wenn es den Künstler freut, zu wissen, dass jemand das Kunstwerk als leidenschaftlicher Sammler, und nicht als reine Investition gekauft hat, gehört das Loslassen können und Verkaufen zum künstlerischen Schaffen dazu.

 

Doch wie entstehen Preise von mehreren Millionen Dollar, die beispielsweise für Werke von Gerhard Richter gezahlt werden? Die Nachfrage bestimmt den Preis. Die künstlerische Laufbahn junger Akademieabsolventen beginnt mit der Wahrnehmung seiner Arbeiten von Sammlern, die Potential erkennen und den Künstler fördern, und/oder Galeristen die seine Werke vertreten und ihn auf Messen bekannt machen. Die Preise für die Kunstwerke werden zunächst durch Quadratzentimeter Fläche, und – vor allem bei bildhauerischen Arbeiten – durch den Materialwert ermittelt. Ist das Käuferinteresse groß, werden die Preise entsprechend erhöht. Steigt der Bekanntheitsgrad des Künstlers, kommt ein weiterer Faktor hinzu. Die Vertretung durch international tätige Galerien und Ausstellungen im In- und Ausland beeinflussen diese, als Künstler-Faktor bezeichnete Wertermittlung. Die Kunstwerke werden dann, neben Größe und Material, weltweit mit dem Faktor berühmt und begehrt bewertet.


Nach dem Erstankauf durch den Galeristen, der in der Regel mit 50 Prozent am Verkaufspreis beteiligt ist, gelangen die meisten Werke durch Weiterverkauf auf den Zweitmarkt und wechseln teils mehrfach den Besitzer. Bei jeder Transaktion erhält der Künstler 5 Prozent des Verkaufserlöses, der meist deutlich über dem Einstiegspreis liegt. Dann steigen oftmals jene Sammler aus, die zu den ersten Käufern gehörten, und letztendlich die Preisentwicklung bewirkt haben.



Definiert wurde der Begriff Kunst von Willi Siber als kreativer und individueller Schaffensprozess, bei dem der Künstler seine Vorstellungen und Wahrnehmungen im Werk umsetzt. Wird ein Kunstwerk kopiert, ist es aus seiner Sicht daher wertlos. Künstler, denen es mit ihrer Arbeit primär um Aufmerksamkeit für ein bestimmtes (gesellschaftspolitisches) Thema geht, und die dies mit einer Performance erreichen wollen, erhalten dafür ein Honorar, und verkaufen Videomitschnitte des Live-Acts. Auch bei Ausstellungen in Museen werden die Künstler in Einzelfällen honoriert.

Kunst ist ein Kulturgut, das seinen Preis hat. Künstler müssen mit ihrer Arbeit Geld verdienen um weiterhin dazu beizutragen zu können, dass es Kunst gibt. Wieviel das ist, bestimmt der Markt. Und da gibt es nach oben offenbar kaum Grenzen.   

 

 Der Begriff Künstler steht für den Beruf, und umfasst selbstverständlich auch die Künstlerin. Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich auf die Doppelform verzichtet.   Fotos: pixabay

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